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Asien

Mädchen und junge Frauen
(Text: Thomas Müller, Juli 2009; Foto: Cora Basfeld)

Obwohl in Indien die Gleichberechtigung von Mann und Frau gesetzlich verankert ist, sieht die Realität anders aus. Frauen sind nach wie vor massiv benachteiligt und unterprivilegiert. Besonders jungen Mädchen wird nur wenig Wert beigemessen. Allerdings hängt dies von der Religionszugehörigkeit, der Kaste, der kulturellen Prägung und der jeweiligen Region ab.

Mädchen haben es in Indien meist schwerer als Jungen. Dies beginnt schon mit der Geburt: Mädchen sind, anders als Jungen, oft unerwünscht. Das hat mit mehreren Faktoren zu tun. Mädchen verlassen nach ihrer Hochzeit das Elternhaus und leben in der Familie ihres Mannes. Folglich stehen sie ihrer Herkunftsfamilie nicht mehr als Arbeitskraft zur MädchenVerfügung. Sie können später auch nicht die alternden Eltern pflegen. Bei Hindus sind traditionellerweise die Söhne für die Sterberiten verantwortlich.
 
Die Hochzeit einer Tochter ist mit erheblichen finanziellen Belastungen für die Eltern verbunden. Sie müssen eine Aussteuer zur Verfügung stellen und verschulden sich dafür oft bis an ihr Lebensende und mitunter sogar darüber hinaus. Je gebildeter eine Tochter ist, desto höher ist ihr "Wert", weshalb arme Familien eher dazu neigen, ihre Söhne, nicht aber ihre Töchter in die Schule zu schicken. Daher kommt es in Indien beinahe täglich zur Tötung von weiblichen Neugeborenen. Viele schwangere Frauen, die es sich leisten können, lassen das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes per Ultraschall ermitteln. Im Falle eines Mädchens entschließen sie sich dann für eine Abtreibung. Das ist gesetzlich inzwischen zwar verboten, doch es gibt genügend Ärzte, die bereit sind, den Eingriff vorzunehmen.
 
Im 11. Fünf-Jahres-Plan (2007 - 2012) weist die Arbeitsgruppe für die Entwicklung der Lage von Kindern mahnend darauf hin, dass die Zahl der Mädchen zwischen 0 und 6 Jahren drastisch zurückgehe. Es gibt Landstriche, in denen es junge Männer schwer haben, überhaupt noch eine Frau zu finden. Mit diesem gravierenden Problem setzt sich Indien nun bereits seit 20 Jahren auseinander.

Mädchen werden meist schneller Opfer von Gewalt als Jungen. Die Formen der Gewalt sind direkt oder subtil. Nach wie vor kommt es zu Vorverheiratungen. Dann werden Mädchen bereits bei ihrer Geburt einem Mann versprochen. In manchen Gegenden sind Kinderhochzeiten üblich. Kinder werden bereits in sehr jungen Jahren miteinander verheiratet. In anderen Fällen werden Mädchen von neun oder zehn Jahren älteren Männern zugeführt. Die Mädchen werden dabei sexuell traumatisiert. Sie laufen Gefahr, sich mit dem HI-Virus anzustecken und Aids zu bekommen oder an anderen Geschlechtskrankheiten zu erkranken. Zudem werden sie aus der Gruppe der Gleichaltrigen herausgenommen und müssen auf die Zeit des Spielens und gemeinsamer Umbeschwertheit verzichten. 

Darüber hinaus gibt es, wenn auch nur noch vereinzelt, die Devadasi-Tradition, bei der junge Mädchen an einen Tempel verkauft werden, wo sie als Tänzerinnen und Prostituierte arbeiten.

Mädchen und junge Frauen landen oft auf der Straße, wenn sie von ihren Familien aufgrund einer bestehenden Schuldknechtschaft oder einer nicht bezahlbaren Aussteuer verkauft und / oder zur Prostitution gezwungen wurden.
 
Kinderpornografie spielt eine wichtige Rolle. Viele Mädchen werden zu sexuellen Handlungen gezwungen. Dabei fotografiert oder filmt man sie. Bilder und Videos werden dann im Internet zum Kauf angeboten. 

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.09.2012 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |