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Afrika

Länderbericht
(Maren Basfeld, März 2011)
 
Inhaltsverzeichnis

Soziodemografie
Mitte 2010 lebten 12,6 Millionen Einwohner im Simbabwe
, bis 2050 soll die Zahl auf 22 Millionen steigen. Hauptstadt (und die größte Stadt Zimbabwes) ist Harare mit schätzungsweise 1,44 Millionen Einwohnern, gefolgt von Bulawayo (680 000), Chitungwiza (32 000), Mutare (Umtali) (170 000), Gweru (Gwelo). Das Land ist aufgeteilt in acht Provinzen und zwei Hauptstädte, Harare und Bulawayo (vgl. Zimbabwe Report (2010), S. 9ff). 60 Prozent der Bevölkerung leben in den Städten und Regionen um Harare und Bulawayo. In der Stadt haben 57 Prozent Zugang zu verbesserten sanitären Anlagen, auf dem Land sind es nur 37 Prozent (vgl. www.weltbevoelkerung.de).

Landesprachen sind Englisch, ChiShona und SiNdebele. 75 Prozent der Menschen gehören der Ethnie der Shona, 13 Prozent den Ndebele, 7 Prozent den Chewa, Tonga, Venda, Shangaan und San an. Insgesamt leben 50 000 Europäer sowie Einwanderer asiatischer Abstammung im Land, die 5 Prozent der Bevölkerung ausmachen (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 69ff).

85 Prozent (www.weltbevoelkerung.de) nennen sich Christen. Naturreligionen und Ahnenkult gehen mit dem christlichen Glauben Hand in Hand. Moslems und Hindi machen ein Prozent der Bevölkerung aus (Zimbabwe Report 2010, S. 16). Mit einer der niedrigsten Analphabetenraten von 10 Prozent liegt Simbabwe an der Spitze Afrikas, obwohl das Schulsystem so gut wie zum Erliegen gekommen ist.
30 Geburten und 17 Todesfälle kommen auf 1000 Einwohner. Die Müttersterblichkeit liegt für 100 000 Lebendgeburten bei 880. Auf 1000 junge Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren kommen 65 Geburten
 .

Die natürliche Wachstumsrate liegt bei 1,3 Prozent. 42 Prozent der Bevölkerung sind unter 15, 15,4 Prozent über 60 Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 44 (weiblich) und 41 Jahren (männlich). 2009 waren unter den 14- bis 49-Jährigen 12,2 der Männer und 18,7 Prozent der Frauen HIV positiv. Jüngste Schätzungen gehen von mittlerweile 25 Prozent aus, in ländlichen Regionen ist oft jeder Zweite bis Dritte mit dem Virus infiziert. 1500 Menschen sterben wöchentlich an Aids. 60 Prozent der verheirateten Frauen wenden Familienplanung an. Das Wissen um Verhütung und HIV-Prävention ist verbreitet, die hohe Prävalenz wird auf Missbrauch innerhalb der Familie und Gewalt durch den Polizeistaat zurückgeführt, Frauen und Mädchen erleben regelmäßig massive sexuelle Gewalt (vgl. Report Zimbabwe 2010, S. 104ff).

Angaben zum Bruttoinlandsprodukt können derzeit nicht gemacht werden. Eine über tausendprozentige Inflation und der wirtschaftliche Kollaps in den letzten zwei Jahren sind für eine massive Arbeitslosigkeit (bis zu 94 Prozent) und für die Armut in der Bevölkerung verantwortlich. Der Zimbabwean Dollar (ZWD) wurde teilweise ganz ausgesetzt, und die Fremdwährung US Dollar und Südafrikanischer Rand (ZAR) ersetzen die Landeswährung. Fünf Millionen Menschen haben das Land bereits als politische oder wirtschaftliche Flüchtlinge verlassen.

Geschichte
Simbabwes Landesgeschichte lässt sich in drei Epochen gliedern. Die vorkoloniale Zeit (2000 vor Christus bis 1893), die Zeit der kolonialen Herrschaft (1893 bis 1980) und die jüngere Geschichte mit der Diktatur Robert Mugabes (1980 bis heute; vgl. Wikipedia,
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Zimbabwe).

Spätestens seit dem 11. Jahrhundert herrschten das Volk der Shona und seine Könige über das Land des heutigen Simbabwe. Die Bewohner lebten vom Handel mit anderen Völkern und hatten Kontakt zu muslimischen Händlern der ostafrikanischen Küste. Als die Portugiesen die Swahili-Händler vertrieben und Mosambik kolonialisierten, kam der Handel der Shona zum Erliegen. Anfang des 19. Jahrhunderts, etwa 1820, zogen die Ndebele in der Folge der südafrikanischen Mfekane (1815 bis 1835) - der Eroberung und Vertreibung aller Völker, die sich Shakazulu nicht unterwarfen - ins südliche Simbabwe ein und besiedelten das heutige Matabeleland. Der Niedergang der Shonastaaten war gekommen (vgl. http://www.swradioafrica.com/news160910/guku160910.htmsowie Zimbabwe Report 2010, S.13).

Ende des 19. Jahrhunderts ließ sich Cecil Rhodes im Ndebeleland nieder und gründete an der Stelle des heutigen Harare die Stadt Salisbury. Bis 1893 übernahm er den Rest des Landes. Er handelte im Auftrag der „Britisch South Africa Company" (BSAC) und baute die reichen Bodenschätze des fruchtbaren Landes ab. Geteilt wurde das Land in Nord- (heutiges Sambia) und Südrhodesien (heutiges Zimbabwe). Wegen der hervorragenden klimatischen Beschaffenheit und der reichen Vorkommen an Bodenschätzen wurde das Land rasch von europäischen Farmern besiedelt. Die Invasion bekämpfend, vereinten sich Shona mit Ndebele und zogen gegen die BSAC. Dieser Freiheitskampf wurde später „Erste Chimurenga" (Shona, „revolutionärer Kampf") genannt. Ndbele und Shona besiegten Cecile Rhodes und die BSAC, doch mobilisierte dieser die Farmer, die sich im ganzen Land niedergelassenen hatten, zum Gegenschlag (vgl. Zimbabwe Report 2010, S.13 sowie Englisch Wikipedia).

1923 löste Cecil Rhodes den Bund mit Südafrika und stellte eine eigene Regierung samt Selbstverwaltung der Kolonie auf. Das sog. „Landgesetz" von 1930 legte fest, dass alle fruchtbaren Gebiete der Landwirtschaft der Weißen vorbehalten bleiben sollten. Am 11. November 1965 erklärte sich Rhodesien von Großbritannien unabhängig und missachtete sämtliche Ansprüche der schwarzen Mehrheit im Land. ZANU-PF und ZAPU gingen zum Guerilla Krieg über, der „Zweiten Chimurenga". Ab 1976 operierten schwarze Nationalisten auch von Sambia und Mosambik aus. Die erste Emigrationswelle der weißen Farmer begann. Die rhodesische Unabhängigkeit wurde von Seiten der britischen Krone nicht anerkannt (vgl. Simbabwe Report 2010, S. 13ff).

Am 21. Dezember 1979 wurde in Lusaka im „Lancaster House" die Unabhängigkeit Rhodesiens (mit dem Namen Simbabwe) als eigenständiger Staat unter schwarz-afrikanischer Führung verkündet. Vertreten waren neben der britischen Regierung die Patriotic Front, respräsentiert durch Mugabe und Nkomo, die ZANU, ZAPU sowie das Zimbabwe Rhodesia Government, vertreten durch Bischof Ale Muzorewa und Ian Smith. Die erste Landreform führten noch die Briten durch, mehrere tausend Hektar Land wurden an 70 000 schwarze Heimatlose verteilt (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 14 und http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Zimbabwe).

Im Jahre 1980 gewann die ZANU-PF (Zimbabwe African National Union – Patriotic Front) die Wahl mit Robert Mugabe als Ministerpräsidenten. Geboren am 21. Februar 1924 in Masvingo, hatte Robert Gabriel Mugabe u.a. in Tansania und Ghana studiert, wo er seine erste Frau kennen lernte. Seit den 60er Jahren war er Generalsekretär der ZANU, die sich für Freiheit und Rechte der Schwarzen stark machte. Die ZANU, die vor allem die Interessen der Shona vertrat, kämpfte gemeinsam mit der ZAPU (Zimbabwe African People Union) unter Joshua Nkomo gegen die weiße Regierung Rhodesiens. Die (zweite) Chimurenga, der Guerillakrieg gegen die Weißen, zog sich bis 1979 hin, Mugabe und Nkomo verbrachten einige Jahre im Gefängnis sowie im Exil in Mosambik und führten den Krieg von dort aus weiter. Bei der Staatsgründung Simbabwes wurde Mugabe als afrikanischer Held und Freiheitskämpfer gefeiert.

Am 4. März 1980 wurde er in das Amt des Premierministers eingeführt. Er bekannte sich zum Christentum und der maoistische Volksbefreiungstheorie. Langsam erfuhr das Land unter seiner frühen Regentschaft wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung. Er galt auch in Europa als der Führer des südlichen Afrikas (vgl. http://flag.blackened.net/revolt/africa/safrica/unrest/zimbabwe1.html).

Nach der Machtübernahme der ZANU-PF (1979) formte Joshua Nkomo die Opposition. Die ZAPU vertrat die Interessen der Minderheit der Ndebele im Süden. Mugabe schickte daraufhin seine sogenannte 5. Brigade nach Matabeleland, deren Mitglieder zum größten Teil Shona waren. Bis 1983 verübten sie Massaker, denen mindestens 20 000 Ndebele zum Opfer fielen. Mugabe nannte diese militärische Operation „Gurkurahundi" (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 14). Der Kampf gegen Nkomo und die ZAPU dauerte sieben Jahre. Auf jegliche Gegenwehr antwortete die ZANU mit militärischer Gewalt und Folterungen. 1988 schlossen die beiden Parteien Frieden. Eine Einigung zwischen der ZAPU und der ZANU-PF wurde erzielt. Mugabe wurde Präsident, Nkomo Vizepräsident, der Parteiname blieb jedoch ZANU-PF. Seit 1987 ist Mugabe Staatsoberhaupt von Zimbabwe. Intransparenz und Korruption nahmen im Laufe der 90er Jahre immer mehr zu (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 14).

1988 bestätigten die Vereinten Nationen und die EU die Stabilisierung der Lage in Matabeleland. 1989 rief Mugabe als Präsident und Parteispitze der ZANU-PF den Einparteienstaat aus. Bei den Wahlen von 1990 gewann er gegen vier Parteien mit der ZANU-PF insgesamt 116 der 120 Sitze im Parlament. Mugabe bekannte sich nun politisch zum Marxismus und erließ in den folgenden Jahren Landverteilungssetzte (Landreform) nach sozialistischem Vorbild (vgl. http://flag.blackened.net/revolt/africa/safrica/unrest/zimbabwe1.htmlund http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Zimbabwe)

1999 starb Nkomo. Bei seiner Beerdigung versprach Mugabe, die Familien für die Massaker im Matabeleland der 80er Jahre zu entschädigen und sprach sein Bedauern aus. Bis heute wurden die Familien von der Regierung jedoch nicht entschädigt. Mugabe regiert Simbabwe weiterhin. Stück für Stück baute er einen Polizei- und Militärstaat auf, der seine Diktatur und das Terrorregime der ZANU-PF aufrechterhält. 1987 wurde das Amt des Premierministers abgeschafft, Mugabe zum Präsidenten ernannt. 1990 und 1996 ließ er sich in diesem Amt bestätigen (Zimbabwe Report 2010, S. 14).

Von 1991 bis 2000 erlebte das Land eine Phase des Demokartieabbaus und des Wirtschaftsabschwungs. 1990 wurden erste Gesetze zur Übertragung des Farmlandes auf schwarze Farmer erlassen und umgesetzt. Mit einer Politik des Staatskapitalismus begannen erste Angriffe und Repressionen gegen zahlreiche Organisationen. Die Zwangsenteignungen weißer Farmer - die Felder, Ernten, Gebäude und den Viehbestand vor ihrer Flucht zerstörten - nahmen rapide zu. Seit 1980 haben 4000 weiße Farmer das Land verlassen (Zimbabwe Report 2010, S. 15ff).

2002 gewann Mugabe die Wahlen gegen Morgan Tsvangirai und den MDC mit 55 Prozent der Stimmen. 2005 fanden Parlaments-, 2006 Präsidentenwahlen statt. Am 10. März 2007 wurden erneut Wahlen abgehalten, bei denen die ZANU-PF keine absolute Mehrheit erreichte. Die Ausschreitungen gegen die Opposition nahmen bisher ungekannte Ausmaße an. Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki vermittelte und führte eine Machtteilung herbei. Im Februar 2009 wurde Tsvangirai an der Regierung beteiligt (vgl. http://www.sokwanele.com/election2008). Der Vorwurf des Wahlbetruges besteht bei jeder neuen Wahl, die Ausschreitungen gegen Oppositionelle nehmen bereits Monate zuvor stark zu (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 15ff).

Landwirtschaft
Seit dem 19. Jahrhundert bewirtschafteten weiße Farmer das fruchtbare Land. Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre verließen mehr und mehr das Land, weil sie katastrophale Folgen der Unabhängigkeitserklärung und der Regierung Robert Mugabes befürchteten. Er versprach, die Farmen und das Land neu und gerechter zu verteilen. Jeder Schwarze sollte ein Stück Land zur Bewirtschaftung erhalten. Bis 1990 stabilisierte sich die wirtschaftliche und soziale Lage der schwarzen Simbabwer. Bis zur Jahrtausendwende stagnierte die Wirtschaft jedoch, und das Versorgungssystem kam zum Erliegen (vgl.
http://www.nytimes.com/2002/08/17/world/zimbabwe-starts-arresting-white-farmers-defying-eviction.html).

Mit Unterstützung der Briten wurden noch während der Übergangsphase von Rhodesien zum Staat Simbabwe erste Maßnahmen der Landreform umgesetzt. Nach dem Prinzip „willing buyer, willing seller" sollten weiße Farmer freiwillig ihre Güter an schwarze Farmer bzw. die Regierung gegen einen ausgehandelten Preis verkaufen. Noch 1980 hatten die Weißen, die nur fünf Prozent der Bevölkerung ausmachten, fast das gesamte Agrarland Simbabwes in Besitz. Zu Beginn der 1990er Jahre verschärfte die Regierung die Politik der Landreformen in der Weise, dass die weißen Farmer ohne Kompensation ihr Land aufgeben mussten. Immer häufiger wurden sie gewaltsam vertrieben (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 110ff). Das frei gewordene Land wurde nun vor allem an Regierungsbeamte und enge Vertraute Mugabes (Mitglieder der ZANU-PF) vergeben, die meist keine landwirtschaftlichen Kenntnisse hatten und die Farmen verkommen ließen. Tausende Hektar Land lagen brach. Bis zum Jahr 2000 wurden tausende Farmer vertrieben oder getötet. Die „Kornkammer" Afrikas verdorrte (vgl. u.a. http://www.nytimes.com/2002/08/17/world/zimbabwe-starts-arresting-white-farmers-defying-eviction.html).

Im Jahre 2000 hielt Mugabe ein Referendum ab, bei dem es vor allem um die Legalisierung der Landenteignung ohne jegliche Kompensation ging. Dieses Vorhaben wurde jedoch mit 55 Prozent der Stimmen abgelehnt. Daraufhin wurden erneut 1000 weiße Farmer von der ZANU-PF mit roher Gewalt von ihrem Land vertrieben und zwangsenteignet. Die Gesetzgebung wurde nun so geändert, dass es – infolge des „Land Acquisition Act" - weißen Farmern unmöglich gemacht wurde, ihr Land zu behalten und weiter zu bewirtschaften (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 111ff.)

Wirtschaft
Das erste Jahrzehnt mit Mugabe brachte Simbabwe und der schwarzen Bevölkerung wirtschaftlichen Aufschwung. Ab 1990 begann ein kontinuierlicher Abstieg, dessen Ursachen nicht zuletzt in den Gesetzen zur Landreform zu suchen sind. Nachdem 1997 die Lebensmittelpreise um 20 Prozent stiegen, die Gehälter nicht angeglichen wurden und der Staat weitere Steuern verfügte, kam es zum Generalstreik, der von der ZCTU (Zimbabwe Congress of Trade Unions) mit seinem Generalsekretär Morgan Tsvangirai angeführt wurde (siehe hierzu u.a. den Bericht der ZCTU: B.M. Chiripanduhra/T. Makwavarara: The Labour Market and Economic Developement 1980-2000, S. 7).

Die wirtschaftliche Depression betraf alle Sektoren massiv, am stärksten die Landwirtschaft. 50 Prozent der Produktion wurden seit 1996 eingebüßt. Das Land liegt brach, zehntausende Farmarbeiter wurden arbeitslos, die landwirtschaftliche Produktion und damit die Versorgung der Bevölkerung kamen zum Stillstand. 2009 hatte die Lebensmittelkrise ihren Höhepunkt erreicht. Mindestens drei Millionen Menschen sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen, die Einfuhr von Nahrungsmitteln wird indes von der Regierung unterbunden (vgl. Zimbabwe Report, S. 11). 75 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als einem US-Dollar am Tag. Mehr als 50 Prozent sind auf finanzieller Unterstützung Verwandter im Ausland angewiesen. (vgl. http://www.solidaritypeacetrust.org/127/gone-to-egoli/). Insgesamt wurden 2009 190 Millionen US-Dollar nach Zimbabwe geschickt. Meist betraf dies die städtische Mittelklasse jedoch nicht die ärmere Bevölkerung auf dem Land, die der wirtschaftlichen Not hilflos ausgeliefert ist (vgl. u.a. http://www.voanews.com/zimbabwe/news/Zimbabwe-Cost-of-Basic-Foods-Rises-in-January-05Feb10-83663522.htmlsowie Zimbabwe Report 2010, S. 12).

Die Infrastruktur im Land ist so gut wie zerstört. Es kommt zu regelmäßigen Stromausfällen und Wasserknappheit. Lebensmittel und Benzin sind immer seltener lieferbar. Die Jahre 2008 und 2009 waren von der weltweit höchsten Hyperinflation bestimmt. Ende 2006 lag die Inflation bei 1000 Prozent. Der Staat nahm eine Umstellung von 1:1000 vor und strich somit drei Nullen. 2007 waren es 7000 Prozent, 2008 100 000 Prozent Inflation. Am 12. April 2009 wurde der ZWD ausgesetzt. Die Menschen schleppten Geldbündel auf die Straße, um ein Laib Brot zu bezahlen. US-Dollar und Südafrikanischer Rand beherrschen nun den Markt. Entgegen den Prognosen der Regierung, die ein wirtschaftliches Wachstum von 12,5 Prozent verspricht, rechnet man mit 0 Prozent für das Jahr 2011. Anfang 2010 stiegen die Lebensmittelpreise wieder um 2,8 Prozent. In der ersten Hälfte des Jahres 2011 betrug die Inflation 8,5 Prozent (vgl. Zimbabwe Report 2010, S. 12 und http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,604974,00.html). Im Februar 2010 verlängerte die EU die von ihr verhängten Sanktionen über Simbabwe erneut.


Politik
Auf Basis der „Landcaster House Constitution" von 1979, die die Grundlage des Staates Simbabwe bildet, regiert Mugabe als Präsident seit 30 Jahren eine Republik. Im ersten Jahrzehnt seiner Amtszeit (1987 bis 1988) wurde der junge Staat Simbabwe, eine parlamentarische Demokratie, zur Präsidialrepublik. Seit 1990 gibt es offiziell alle sechs Jahren direkte Wahlen des Präsidenten. Die einzige starke Oppositionspartei ist der MDC (Movement for Democratic Change). Morgan Tsvangirai, Generalsekretär der ZCTU (Zimbabwe Congress of Trade Unions), forderte die Überarbeitung der Verfassung. Später teilte sich die Partei in MDC-T und MDC-D und erlitt eine gravierende Schwächung ihrer Macht gegenüber der ZANU-PF. Zu dieser Zeit begannen die illegalen Übernahmen von Farmen der Weißen durch Kriegsveteranen. Den Wahlen von 2000, die Tsvangirai und der MDC verloren, gingen massive Gewalt und Terrorisierungen voran. Wahlbeobachter beichteten, dass die Abstimmung nicht frei und fair ablief (Zimbabwe Report 2010, S. 16ff).

Der Verfassungsentwurf der ZANU-PF von 2000 wurde von der Mehrheit des Parlaments abgelehnt. Mugabe setzte die Landreform somit gewaltsam durch. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden bis 2002 insgesamt 11 Millionen Hektar Land enteignet. Die meist weißen Besitzer flohen ins Ausland. Die Anhänger der Opposition wurden vertrieben, gefoltert oder exekutiert.

Am 13. März 2002 gewann Mugabe die Wahlen erneut mit einer Mehrheit von 56,2 Prozent. Tsvangirai erreichte 42 Prozent. Nach dieser Wahl ließ Mugabe sämtliche Journalisten aufgrund des „Access to Information and Protection of Privacy Act" überwachen. Einige waren zuvor bereits inhaftiert worden. 50 MDC-Anhänger sollen während der Wahlen durch die ZANU-PF getötet worden sein. Systematisch wurden die Wahlen verfälscht und massive Drohungen gegen Oppositionelle ausgesprochen (vgl. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+MOTION+P5-RC-2003-0112+0+DOC+XML+V0//DE. Informationen und Zahlen aus Zimbabwe Report 2010, S. 16 ff).

Im März 2007 wurde Tsvangirai bei einer Demonstration im Budiriro Township bei Harare verhaftet, in Polizeigewahrsam genommen und verletzt. Thabo Mbeki, damaliger Präsident Südafrikas, erklärte sich bereit, zwischen dem MDC und der Regierung zu vermitteln. Die Repressionen gingen dennoch weiter, und im April 2007 erklärte Mugabe, er werde als Kandidat der ZANU-PF bei den Präsidentenwahlen antreten. Am 29 März 2008 wurden neben der Präsidentenwahl auch Parlaments- und Regionalwahlen abgehalten. Im Parlament erreichte die ZANU-PF zum ersten Mal seit 1980 keine Mehrheit mehr. Regional erreichte der MDC-T in den großen Städten und vielen Provinzen die größere Stimmenzahl. Die ZANU-PF wurde vorwiegend auf dem Land gewählt. Obwohl Tsvangirai die meisten Stimmen bekam, verhinderte die ZANU-PF einen Machtwechsel. Die Gewalt im Land, verübt von Soldaten und der Polizei (ZANU-PF), nahm seit den Wahlen verheerende Ausmaße an (vgl. hierzu u.a. http://www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs09/zimbabwe-260309.doc).

Schließlich schloss Mugabe ein Abkommen mit Tsvangirai und ernannte ihn zum Premierminister (vgl. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,549185,00.html). Tatsächlich hat Tsvangirai keinerlei Handlungsspielraum (vgl. auch Zimbabwe Report 2008, S. 19 ff).

Die angekündigte Überarbeitung der Verfassung ist bis jetzt nicht erfolgt. Die Gräueltaten und Repressionen gegen die Bevölkerung halten an. Gleichzeitig verliert der MDC unter Tsvangirai an Einfluss. Die für Mai 2011 anberaumten nationalen Wahlen werden aller Vorrausicht nach ein Jahr später stattfinden (siehe http://www.idasa.org.za/).

Bildung
Das Bildungssystem Simbabwes ist fast zum Erliegen gekommen. Bücher sind durch die Hyperinflation unerschwinglich geworden. In manchen Schulen kommt ein Schulbuch auf dreißig Schüler. Es gibt keine Kreide, keine Hefte und Stifte. Schulen werden geschlossen, die Lehrer bekommen lächerliche Gehälter und stehen unter ständiger militärischer Beobachtung. Bis zu 60 Prozent von ihnen kommen nicht mehr zum Unterricht. Viele fliehen sie ins benachbarte Südafrika, um dem Druck in ihrer Heimat zu entgehen (UNICEF 2008).

Nicht nur die Lehrer, auch die Schüler werden von der ZANU-PF belästigt und verfolgt. Mehr als ein Drittel der Schülerschaft geht nicht länger zur Schule. Schule und Bildung galten lange Zeit als mit die besten in Afrika. Durch wirtschaftliche Stagnation und die Armut ist Schulbildung unerschwinglich geworden. Bildung in Simbabwe ist nicht mehr frei. Das „Ministerium für Bildung, Sport, Kunst und Kultur" hat die Schulgebühren zwar gesenkt, doch den Schulen reicht dies nicht zum Überleben. Vor allem die Mädchen bleiben zuhause, helfen im Haushalt oder gehen arbeiten, um zum Überleben ihrer Familien beitragen zu können (vgl. http://www.unicef.org/media/media_45950.html).

Das Schulsystem ist folgendermaßen aufgebaut:
- Die Primary School: Schulalter 5 bis 12 Jahre. Schuluniformen sind außer an Privatschulen Pflicht, alle drei Monate wird ein Schulgeld von 5,50 US Dollar erhoben.
- Die Secondary School: Schulalter 13 bis 18 Jahre. Schuluniformen sind Pflicht. Alle drei Monate wird ein Schulgeld von 10,70 US Dollar erhoben.
- Tertiary School: Jüngstes Eintrittsalter 16 Jahre. Die meisten Schülerinnen besuchen College und Universitäten mit 19 oder 20 Jahren nach dem Abschluss der Sekundarschule. Pro Jahr werden 600 US Dollar Schulgeld erhoben. (siehe Zimbabwe Report 2010, S. 96).

Die UN Educational, Scientific and Cultural Organisation (UNESCO) beschreibt die schulische Situation in ihrem Bericht zum Jahr 2010 folgendermaßen:
"(…) in recent years students, teachers and academics have been either
beaten, arrested, tortured, threatened with murder or shot dead by state forces
or state-backed forces in Zimbabwe (…). Around 45,000 teachers left Zimbabwe between 2004 and 2008 to escape the economic crisis or political violence. Many thousands more were reportedly afraid to leave their homes in 2008 due to the political violence, which halted education in most schools, particularly in the rural areas. As a result, schools were empty and there were reports of their being used as
bases for the Green Bombers and other state forces” (zitiert nach Simbabwe Report S. 57; vgl.
http://www.un-ngls.org/spip.php?article1865).

Kampagnen für Demokratie, Freiheit und die Verbesserung der humanitären Lage in Zimbabwe
• Kubatana – Menschenrechtsbewegung in Simbabwe http://www.kubatana.net
• Sokwanele Zimbabwe Civic Action Support Group – Aufklärung über Menschrechte und gewaltfreie Kampagnen für Demokratie und Freiheit in Simbabwe. http://www.sokwanele.com/
• WOZA – (Woman Of Zimbabwe Arize) Stärkt Frauen (auch Männer) in der Einforderung und Umsetzung ihrer Menschenrechte http://wozazimbabwe.org
• Zimbabwe Democracy Now – Kämpft für Demokratie und Freiheit. Klärt über Menschrechtsverletzungen in Simbabwe auf http://www.zimbabwedemocracynow.com/


Links und Literatur

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 23.09.2011 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |