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Europa

Kinderarmut in Deutschland
(Hartwig Weber, August 2009)
 

Inhaltsverzeichnis
Armut. Armutsrisiko
Kinderarmut
Wohnungslose. Migranten. Straßenjugendliche
Minderung des Armutsrisikos durch Bildung
Links und Literatur
 

Deutschland gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Dennoch beträgt die Armutsrisikoquote bei Kindern im Alter zwischen 0 und 15 Jahren über 14 Prozent, Tendenz steigend. Im europäischen Vergleich sind deutsche Kinder zwar privilegiert. Aber die Gefahr, arm zu werden, liegt bei ihnen höher als bei der Gesamtbevölkerung. Das Risiko zu verarmen ist in Deutschland in den letzten zehn Jahren beständig gewachsen, und der langfristige Trend ist ungebrochen. Im Jahr 2010 leben 11,5 Millionen Bundesbürger an der Armutsgrenze, das sind 14 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dies trifft insbesondere für Familien (Haushalte mit mehreren Kindern) und junge Erwachsene zu (Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, 2010; DIE ZEIT, Nr. 8, 18. Februar 2010, S. 22). Hauptgrund ist Arbeitslosigkeit. Minderjährige stellen heute diejenige Altersgruppe dar, in der es die meisten Armen gibt. Kinder sind vor allem dann von einem erhöhten Armutsrisiko betroffen, wenn sie zu einem nicht nur Mangel in der Grundversorgung (Wohnen, Nahrung, Kleidung); es betrifft auch die Bildung, die soziale Integration und die Gesundheit der betroffenen KinderHaushalt mit geringer Erwerbsbeteiligung und zumal von Alleinerziehenden gehören. Im Jahr 2008 lebte in Deutschland jedes vierte (so die Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe, AGJ), jedes fünfte (so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung) oder jedes sechste Kind (so UNICEF) in Armut. 

Arm sein bedeutet nicht nur Mangel in der Grundversorgung (Wohnen, Nahrung, Kleidung); es betrifft auch die Bildung, die soziale Integration und die Gesundheit der betroffenen Kinder


.Nr: 451 Armutsgefhrdung in Europa

Lesehilfe: Die Statistik zeigt die Armutsgefährdungsquote nach Sozialleistungen in Ländern Europas im Jahr 2009.  Abgebildet wird der Anteil der Bevölkerung mit einem Äquivalenzeinkommen unterhalb des Schwellenwertes für Armutsgefährdung. Dieser Schwellenwert für Armutsgefährdung liegt bei 60% des Medians des Äquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung, wobei staatliche Sozialleistungen (z.B. Wohngeld, Kindergeld) in dem Äquivalenzeinkommen enthalten sind. Eine Person ist demnach armutsgefährdet, wenn sie nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung des Landes, in dem sie lebt, zur Verfügung hat. Die Ergebnisse wurden aus der europaweit vergleichbaren Erhebung EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions) 2010 ermittelt. EU-SILC (englisch: European Union Statistics on Income and Living Conditions) ist die EU-weit vergleichbare Datenquelle über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Europa. Für die Statistik gelten in allen Mitgliedstaaten einheitliche Definitionen sowie methodische Mindeststandards.


Armut. Armutsrisiko
Was den Anteil der Armen an der Gesamtbevölkerung betrifft, so liegt Deutschland nach Irland, Portugal und der Slowakei (21 Prozent) mit Frankreich (14 Prozent) und Österreich (13 Prozent) etwa gleich auf. Die Gefahr, arm zu werden, ist in den skandinavischen Ländern mit einer Armutsgefährdungsquote von 11 Prozent niedriger. Untersuchungen zur Armut in Deutschland zeigen, dass sich die Zahl der Bedürftigen in den letzten 15 Jahren verdreifacht hat. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts waren vor allem ältere Menschen betroffen, die unter unzureichender Rentenversorgung zu leiden hatten. Heute gehören vor allem Kinder und Jugendliche zu den Armen. Armut und soziale Ausgrenzung stellen ein komplexes Phänomen dar, das neben materiellen auch immaterielle Aspekte der Lebenssituation umfasst. Verarmung wirkt sich nicht nur auf den Lebensstandard aus, sondern bestimmt auch den sozialen Status eines Betroffenen, berührt seine Einbindung in die Gesellschaft und belastet seine psychische und physische Befindlichkeit. Deshalb spricht man statt von Armut häufig von Exklusion. Armut schränkt die Chancen ökonomischer und sozialer Teilhabe ein und behindert die Selbstverwirklichung einer Person. Jede Regierung ist deshalb bemüht, Armut und soziale Ausgrenzung zu vermeiden oder zu überwinden. Schlüssel dazu sind Bildung und Beschäftigung. Gute Bildung vom frühen Kindesalter an erhöht die Chancen auf eine bessere Ausbildung und einen angemessenen Arbeitsplatz. 1975 beschlossen die Länder der Europäischen Gemeinschaft, dass alle Mitgliedsstaaten regelmäßig so genannte Armutsberichte erstellen sollten.

Im Jahr 2000 beschloss der Deutsche Bundestag, in der Mitte jeder Legislaturperiode einen Armuts- und Reichtumsbericht zu veröffentlichen. Die Bestandsaufnahmen begannen im Jahr 2001. Im ersten Bericht wird ein Mensch als arm bezeichnet, wenn er viel weniger verdient als der Durchschnitt der Bevölkerung. Genauer gesagt, wird die Armutsrisikoquote als Anteil der Personen definiert, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Mittelwertes (Median) aller Personen beträgt. Dieser Grenzwert heißt auch Armutsrisikogrenze. 

Armut ist aber nicht nur Einkommensarmut. Sie stellt vielmehr eine Kumulation verschiedener Aspekte von Unterversorgung und sozialer Benachteiligung dar, die sich zum Beispiel im Lebensbereich Wohnen (drohender Wohnungsverlust, teure Mieten, schlechte Wohnqualität und Wohnlage), im Bereich Gesundheit (Erkrankungen, Sucht, Pflegebedürftigkeit, Stress) oder im Blick auf Bildung (fehlende Bildungschancen, Kosten für Aus- und Weiterbildung) auswirkt. 

Zu den hauptsächlichen Risiken, arm zu werden, zählen Arbeitslosigkeit und fehlende Bildungsabschlüsse. Deshalb gehören Arbeitslose (zu 43 Prozent), Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung (zu 19 Prozent) und Alleinerziehende (zu 24 Prozent) zu den besonders gefährdeten Gruppen. Das Armutsrisiko ist mit 15 Prozent in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland, wo es 12 Prozent der Menschen betrifft (vgl. Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, S. 55). Wer keine Arbeit hat, gerät nicht nur in die Gefahr zu verarmen, sondern auch sozial ausgegrenzt zu werden. In den letzten Jahren ist die Armenquote bei Arbeitslosen stetig gestiegen.  

Mit steigendem Bildungsniveau sinkt die Gefahr, arm zu werden. Bildung, eine wichtige Voraussetzung, um Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden, ist ein Schlüssel für kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe. Ohne einen berufsqualifizierenden Abschluss schwindet die Chance, erwerbstätig werden zu können. Im Jahr 2006 belegte der erste nationale Bildungsbericht, dass das Bildungsniveau der deutschen Bevölkerung in den zurückliegenden Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen ist (vgl. Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, S. 58). Problematisch ist aber die Tatsache, dass in Deutschland die Bildungschancen mehr als in vielen anderen europäischen Ländern an die soziale Herkunft der Kinder gekoppelt sind. Mädchen und Jungen aus Familien mit hohem sozialem Status bekommen zum Beispiel nach der Grundschulzeit leichter eine Gymnasialempfehlung und nehmen später häufiger ein Studium auf als Kinder aus einem Elternhaus mit niedrigem sozialen Status. Es zeigte sich auch, dass die Zahl der Personen mit geringen formalen Qualifikationen vergleichsweise konstant bleibt. Im Jahr 2006 hatten 7,9 Prozent der jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren keinen Schulabschluss ("Schulabbrecher"). Obgleich ihnen später eine zweite Chance geboten wird, die versäumten Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse nachzuholen, bleibt eine wachsende Teilgruppe der 18- bis 24-jährigen ohne allgemeinbildenden und beruflichen Abschluss des Sekundarbereichs. Diese Gruppe ist seit 1996 leicht gewachsen. Im Jahr 2006 zählte somit jeder fünfte junge Mensch zu der auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt extrem gefährdeten Gruppe.

Durch Armut sind überproportional viele Alleinerziehende bedroht. In Deutschland nimmt der Anteil der Kinder, die in Haushalten von Alleinerziehenden und nichtehelichen Lebensgemeinschaften leben, deutlich zu. Inzwischen wachsen etwa 16 Prozent der minderjährigen Kinder bei alleinerziehenden Elternteilen auf; im Jahr 1996 waren es nur etwa 12 Prozent (vgl. Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, S. XXI.). Die Grenze zur Armutsgefährdung lag im Jahr 2004 für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1.798 Euro, für eine allein erziehende Mutter mit einem Kind unter 14 Jahren bei 1.113 Euro, für eine alleinstehende Person bei 856 Euro. Von den Alleinerziehenden wären 56 Prozent armutsgefährdet, wenn es für sie keine Sozialtransfers gäbe. Durch Transferleistungen (Arbeitslosengeld, ALG 2, Hartz IV, Sozialhilfe, Kindergeld) wird in Deutschland verhindert, dass etwa 25 Prozent der Bevölkerung als armutsgefährdet gelten müssten. Trotz der Hilfeleistungen bleiben von den Alleinerziehenden dennoch 30 Prozent in Armutsgefährdung.


Nr: 431 Schaubild Kinderarmut in Deutschland

Lesehilfe: Diese Statistik zeigt die Armutsfallen für Kinder. 11 Prozent der Kinder, die in Familien mit drei und mehr Kindern aufwachsen, erleben Armut (2010).


Kinderarmut
Zu den 13 Prozent der deutschen Bevölkerung, die armutsgefährdet sind, gehören 1,7 Millionen Kinder unter 16 Jahren. Ihre Armutsgefährdungsgrenze lag in den neuen Bundesländern bei 17 Prozent, in den alten Bundesländern bei 12 Prozent. Etwa 1,5 Millionen Minderjährige in Deutschland sind auf Sozialhilfe, Sozialgeld oder Kinderzuschläge auf Sozialhilfeniveau angewiesen. Vor diesem Hintergrund hat man von einer "Infantilisierung der Armut" gesprochen. Die Kluft zwischen Wohlstand und Armut wird immer tiefer. Wie die Armut im Allgemeinen, so steigt in Deutschland auch die Kinderarmut im Besonderen. Gefährdet sind außer kinderreichen Familien und Alleinerziehenden vor allem Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund.


Nach Berechnung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes lebten 2007 mehr als 1,7 Millionen deutsche Kinder auf Sozialhilfeniveau. Weitere 200.000 Kinder verzichteten auf Hartz IV, obwohl sie auf diese Leistung Anspruch hätten. In seinem "Dossier Kinderarmut" ging das Bundesfamilienministerium davon aus, dass 2,4 Millionen Kinder, also jedes sechste Kind in Deutschland, armutsgefährdet ist. Dieselbe Zahl nennt auch UNICEF in seinem Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland (2008).


Kinderarmut bedeutet nicht nur Geldmangel, sondern auch verminderte Bildungschancen, schlechtere Gesundheitsversorgung und weniger Möglichkeiten, am kulturellen Leben teilzunehmen. Der Report "Child Poverty in Perspective: An Overview of Child-wellbeing in Rich Counntries" (2007) weist auf sechs Dimensionen der Betroffenheit durch Armut hin: materielle Lage, Gesundheit und Sicherheit, Bildung, Beziehung zu Eltern und Freunden, Risiken im Alltag und subjektives Wohlbefinden. In Deutschland variiert die Armutsgefährdung von Kindern je nach Bundesland und Wohnregion. In den westlichen Bundesländern scheint es ihnen besser als im Osten und im Süden besser als im Norden zu gehen.


Die Folgen von Armut sind bei den betroffenen Kindern bereits im Vorschulalter erkennbar. Sie können zu deutlichen Fehlentwicklungen führen. 40 Prozent der armen Kinder, aber nur 15 Prozent der nicht armen Kinder weisen Mängel in der Grundversorgung (Wohnung, Kleidung, Ernährung) auf. Je früher und je länger ein Kind in Armut lebt, desto gravierender sind die Folgen. Arme Kinder besuchen seltener und später eine Kindertagesstätte als andere. Arme Kinder werden öfter verfrüht oder verspätet eingeschult. Sie wiederholen bereits in der Grundschule häufiger eine Klasse, bekommen schlechtere Durchschnittsnoten und werden öfter auf Sonderschulen, hingegen seltener auf ein Gymnasium geschickt als andere Kinder.


Wohnungslose. Migranten. Straßenjugendliche
Obdachlose sind Menschen, die meist in extremer Armut leben. Der 3. Armutsberichts der Bundesregierung (S. XXVII) nennt für das Jahr 2006 280.000 wohnungslose Personen. Das sei gegenüber 1998 weniger als die Hälfte. Damals waren 530.000 Personen obdachlos. Die Zahl der wohnungslosen Kinder und Jugendlichen habe sich als Folge der Präventionsarbeit der Kommunen seit 2003 halbiert.


Im Jahr 2006 lebten in Deutschland 14,8 Millionen Personen mit Migrationshintergrund. Häufiger als andere sind sie vom Risiko zu verarmen bedroht. Es handelt sich dabei um Menschen, die im Inland oder im Ausland geboren oder zugewandert sind, eingebürgerte Ausländer oder in Deutschland Geborene mit deutscher Staatsangehörigkeit, deren Eltern einen Migrationsstatus haben. Sie machen ein Fünftel der Gesamtbevölkerung aus. Unter ihnen sind mehr als 7 Millionen Ausländer.


Liegt die Armutsrisikoquote von Kindern unter 15 Jahren ohne Migrationshintergrund bei 13,7 Prozent, so steigt sie bei Kindern mit Migrationshintergrund auf 32,6 Prozent an (vgl. den 3. Armutsbericht der Bundesregierung, S. 141). Diese Kinder und Jugendlichen laufen vermehrt Gefahr, eine geringere schulische und berufliche Qualifikation zu erwerben, was eine maßgebliche Ursache für eine schwächere Einkommenssituation darstellt. 2006/07 besuchten - gegenüber nur knapp 15 Prozent der deutschen Jungen und Mädchen - über 38 Prozent der ausländischen Jugendlichen die Hauptschule, Während fast die Hälfte der deutschen Jugendlichen auf ein Gymnasium geht, ist dies unter den ausländischen Jugendlichen nur bei einem Fünftel der Fall. 13 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bleiben ohne Schulabschluss, bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund sind es lediglich 2 Prozent. 37 Prozent der Männer und etwa 50 Prozent der Frauen im Alter von 25 Jahren und mehr mit Migrationshintergrund erwerben keinen beruflichen Abschluss. Die schlechte Bildungs- und Ausbildungsbeteiligung führt bei ihnen naturgemäß zu einer relativ hohen Arbeitslosigkeit. Die Situation ist für Erwachsene mit türkischem Hintergrund besonders gravierend.


Im 1. und 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (2001, 2005, S. 174) wurde die Zahl der "Straßenkinder" und "Straßenjugendlichen" in Deutschland auf 5000 bis 7000 geschätzt. Im 3. Armutsbericht (2008) werden keine Zahlen mehr genannt. Straßenkarrieren sind Lebenslagen in extremer Armut. Um betroffene Kinder und Jugendliche in Deutschland unterstützen zu können, werden Hilfen zur Erziehung und zur Eingliederung angeboten. Da Armut zumeist mit Bildungsarmut beginnt, wird mit Nachdruck der Ausbau des Kinderbetreuungsangebots gefördert. Im Rahmen der Jugendsozialarbeit gibt es vor allem aufsuchende und akzeptierende Angebote der Straßensozialarbeit sowie Anlaufstellen für die Grundversorgung (Essen, Waschen, Schlafen), die medizinische Hilfe und die psychosoziale Beratung. Die Kinder und Jugendlichen, die überwiegend aus hoch belasteten Familien kommen, sollen durch die Sozialarbeit in betreute Wohngruppen integriert und aus dem schädigenden Umfeld der Straße herausgelöst werden.


Minderung des Armutsrisikos durch Bildung
Das finanzielle Auffangnetz für bedürftige Personen bildet in Deutschland vor allem die Sozialhilfe. Am 31. Dezember 2006 bezogen in Deutschland rund 682.000 Personen Leistungen zur Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Mit dem Vierten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt und dem Kommunalen Optionsgesetz wurde für die Bezieher von Arbeitslosenhilfe und die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger ein einheitliches System geschaffen (das SGB II). Arbeitslosigkeit als die wesentliche Voraussetzung von Armut und Ausgrenzung soll dadurch abgebaut werden. Das Sozialhilfegesetz wurde als Zwölftes Buch in das Sozialgesetzbuch eingegliedert (SGB XII).


In Deutschland kommen arme Kinder in den Genuss sozialer Dienstleistungen wie materieller Zuwendungen in Form von Geld- und Sachleistungen, aber auch persönlicher Betreuung und erzieherischer Hilfe. Diese Leistungen gewährleistet der Staat (vgl. Gerda Holtz: Kinderarmut und familienbezogene soziale Dienstleistungen, in: Ernst-Ulrich Huster u.a. (Hg.): Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung, Wiesbaden 2008, S. 483ff.). Sozial- und familienpolitische Transferleistungen sind Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Sozialhilfe, Kindergeld, Kinderzuschlag, Wohngeld und Erziehungsgeld bzw. Elterngeld. Diese Leistungen reduzieren die relative Einkommensarmut deutscher Familien von 34 auf 12 Prozent (vgl. 3. Armutsbericht, S. 93). Da das Armutsrisiko von Kindern von der Bildung abhängt, setzt die Regierung vor allem auf eine Verbesserung der frühkindlichen Bildung, um damit die gesellschaftlichen Teilhabechancen insbesondere von Kindern aus einkommensschwachen, bildungsfernen oder ausländischen Familien zu erhöhen.


Links und Literatur 

- Gerda Holtz: Kinderarmut und familienbezogene soziale Dienstleistungen, in: Ernst-Ulrich Huster u.a. (Hg.): Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung, Wiesbaden 2008, S. 483ff.

- Lebenslagen in Deutschland. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung , Bonn 2008

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