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Kindsein in Burma (Myanmar)
(Text und Fotos: Angela Jacobi)


Kindsein in Burma, das bedeutet für viele, in steter Furcht und Angst vor dem nächsten Überfall der Soldaten des Regimes zu leben. Dies gilt auch nach dem Beginn des jüngst angestoßenen hoffnungsvollen Demokratisierungsprozesses.

Erst 1996, zur selben Zeit, in der sich Burma für Touristen zu öffnen begann, hatte sich die brutale Unterdrückung der Minderheiten zunehmend verschärft. 2011 flammte der Bauernkrieg im Kachin-State wieder auf, bei dem es sich um einen Kampf um Ressourcen handelt mit den Mitteln einer gnadenlosen Vertreibungspolitik. Jegliche Friedensverhandlungen scheiterten bisher.

Doch auch in anderen Gebieten Burmas, in denen Minderheiten leben,  ist der Waffenstillstand oft nur eine Farce. Tausende von Flüchtlingen, darunter viele Kinder, leben seit Jahren in den Flüchtlingscamps an der Grenze zu Thailand oder versteckt in den Tiefen des Dschungels. Tausende von Kindern leben in der Furcht vor willkürlicher Tötung, Vergewaltigung und Verschleppung. Mädchen werden häufig nach China verschleppt, Jungen in Militärcamps als Kindersoldaten.

Burma liegt eingerahmt von den Nachbarstaaten Indien, Bangladesch, China, Thailand und Laos in Südostasien auf dem 10. bis 28. Breitengrad und umfasst 677.000 Quadratkilometer.

Es leben dort 55 Millionen Menschen (2013) in acht Völkern und 136 Volksgruppen mit ebenso vielen Sprachen. 70 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land, 70 Prozent der Kinder sind unternährt, 70 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos.

Vielleicht 85 Prozent der Menschen, mindestens aber 50 Prozent, sind Analphabeten. Nach offiziellen Angaben besuchen 75 Prozent der Kinder eine staatliche Schule, doch nur etwa 25 Prozent schließen sie regulär ab, in Minderheitengebeiten sind es lediglich 10 Prozent.

Nach wie vor gehen nur 0,3 Prozent des Bruttosozialprodukts ins Schul- und Unterrichtswesen. Das Land ist intellektuell ausgeblutet, nur wenige Menschen können richtig lesen und schreiben. Die Studenten lernen an den Universitäten nur das, was die staatliche Doktrin vorschreibt. Aber Menschen ohne Schulbildung und Ausbildung haben kaum Zukunftschancen gerade jetzt in den Jahren des Wandels. Ohne Kenntnisse um Welt, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur und deren Funktionsweisen können sie in einem demokratischen System mit internationalen Investoren niemals auf Augenhöhe verhandeln.

In Burma gibt es weltweit die meisten Kindersoldaten, 70.000 sollen es sein. Sie sind oft nicht älter als 10 Jahre, viele sind entführt worden. Kinderarbeit ist weit verbreitet. Obwohl gesetzlich verboten, ist Zwangsarbeit durch Kinder weit verbreitet. An schwere Lasten gefesselt, müssen viele Kinder wochenlang schwere Lasten durch den Dschungel tragen. Jungen und Mädchen, sogenannte „Zwangsträger“, müssen dem Tross voran laufen und als menschliche „Minendedektoren“ dienen. Kinder werden zur Verrichtung gefährlicher und gesundheitsschädlicher Arbeiten, Mädchen zur Prostitution gezwungen. Sehr oft müssen Kinder aus wirtschaftlicher Not arbeiten, bestenfalls in Restaurants, wo sie lediglich etwas zu essen bekommen, Reste für ihre Familie mitnehmen dürfen und ein wenig „tea-money“ von Touristen bekommen.

Die schlimmste Zwangsarbeit ist die für die Armee, in der sie mit Schlägen und Essensentzug gefügig und mit synthetischen Drogen aggressiv gemacht werden. 20 Prozent der Soldaten sind Kinder. Nach intentionalen Protesten wurden lediglich 17 (!) Kindersoldaten freigelassen.

Kinder und Jugendliche, so etwa in den Flüchtlingslagern der Kachin, werden gezielt süchtig gemacht, um sie als Drogenkuriere missbrauchen zu können. Es soll über eine Millionen drogenabhängige Kinder und Jugendliche geben, die zunehmend auch HIV-positiv sind. AIDS wird in Minderheitengebieten indirekt als Waffe eingesetzt; in machen Dörfern sind 96 Prozent der Jugendlichen HIV-positiv.

Die Kinder in den Dörfern und Flüchtlingslagern sind häufig krank. Man sieht es an ihren Händen, ihren Zähnen, ihren Augen und ihren Gesichtern. Viele haben Krätze, für ein Stück Seife fehlt das Geld. In Folge des Mangels an Toiletten wird die feuchte Erde zum Nährboden von Keimen, Parasiten und Ungeziefer. Es herrscht ein steter Vitaminmangel. Wer erkrankt, stirbt rasch, da es keine ärztliche Hilfe gibt. Wer kein Geld hat, wird von staatlichen Krankenhäusern abgewiesen.

2013 wurde ein Aktionsplan unterzeichnet, wonach Kindersoldaten nicht mehr rekrutiert werden dürfen. In Wirklichkeit wird dieser Plan nicht in die Tat umgesetzt. Nach wie vor werden Sechzehnjährige eingezogen.

Ich habe Kinder gesehen, die ihre Beine durch Minen verloren haben, Kinder, die Aids haben, Kinder, die ihre Eltern verloren haben, die betteln müssen, die traumatisiert sind, hungrig, durstig und entwurzelt.


Literatur:.

- Benno Röggla: Und der Dschungel weint. Das wahre Burma

- Jan-Philipp Sendker: Herzenstimmen

- Zoya Phan: Tochter des Dschungels

www.jacobi-stiftung.de


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 Als die Soldaten sich dem Dorf näherten, wo sie mit Waffengewalt Kinder aus ihren Familien entführen und sie zu Kindersoldaten machen wollten, schickte die Mutter den Jungen weg. Er sollte die Leute  immer nur nach "Don Bosco" fragen. So lief er ununterbrochen drei Tage lang. Als er in Thibaw ankam, fragten wir ihn, wo er denn übernachtet hätte? Er habe sich im Dschungel versteckt. Was er denn gegessen hätte ? Nichts! Und getrunken?  Wasser  aus den Bächen. 

 

. Junge mit Katze

Dieser Junge wurde von seiner Großmutter zu den Columban-Schwestern gebracht. Beide Eltern waren gestorben. Das Kind sollte nicht in einem Lager für  Kindersoldaten enden. Dem kleinen Kerl brach das Herz, er verstummte für Woche. Wochenlang nahm er sein Essen in der Ecke ein, schweigend. Eines Tages kam aus dem Nirgendwo ein kleiner Kater herbeigelaufen. Er ging zielsicher auf den Jungen zu, und die beiden hatten sich  gefunden. Jetzt sprcht er mit seinem Freund, dem Dschungel-Kater, aber nur mit ihm. 

. Kindersoldaten

 





Letzte Aktualisierung dieser Seite: 28.08.2013 ()