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MädchenbusDie Lebenssituation von Straßenjugendlichen in Berlin
(aus der Perspektive der KuB – Kontakt- und Beratungsstelle Berlin, Robert Hall, Peter Brennan, Juni 2011)
 
 
 Die KuB ist ein niedrigschwelliges Hilfeangebot für junge Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. Innerhalb der angebotenen Hilfen zur Erziehung in Berlin gehört die KuB zum überregional tätigen Berliner Notdienst Kinderschutz in der Trägerschaft des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg.

Mit den drei Kernaufgaben Streetwork, Notübernachtung und Beratung und dreizehn pädagogischen Fachkräften ist die KuB in einer Metropole mit 3,4 Millionen Einwohnern darauf ausgerichtet, in besonderen Notlagen für Straßenjugendlicheim ganzen Stadtgebiet tätig zu werden.

Im Jahr 2010 hat die KuB mit ihren Hilfen Straßensozialarbeit und Beratung 798 Jugendliche erreicht.
Im "Sleep In" haben 715 Einzelpersonen ein- oder mehrmalig übernachtet.


 Beschreibung der Zielgruppe 

Zur Zielgruppe gehören junge Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. In der Regel kommen sie aus den Bundesländern und dem benachbarten Ausland. Sie sind physisch und psychisch verwahrlost, bindungslos, mittel- und obdachlos. Häufig sind sie ausgehungert, mangelernährt und in Folge dessen in einem schlechten gesundheitlichem Zustand.

 Zum überwiegenden Teil kommen sie aus Familien in prekären Lebenssituationen. Den Risikofaktoren in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld wie häusliche Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung konnte in erweiterten familiären, vorschulischen und schulischen Bezügen und mit den Hilfen zur Erziehung nichts nachhaltig entgegengesetzt werden.

Eine große Zahl dieser Jugendlichen ist wochen- und monatelang unterwegs und bestreitet den Lebensunterhalt mit Bettelei, Prostitution, Drogen und Kriminalität. Sie sind der Pädagogen überdrüssig und lehnen herkömmliche Jugendhilfeangebote ab.


Nr: 454 Armutsquote in Bundeslndern

 Lesehilfe: Die Statistik zeigt die Armutsgefährdungsquote in Deutschland nach Bundesländern im Jahr 2011. In Berlin lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2011 bei 21,1 Prozent. Die Armutsgefährdungsquote ist  ein Indikator zur Messung relativer Einkommensarmut und ist definiert als Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60 % des Bundesmedians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung. Das Äquivalenzeinkommen wird auf Basis der neuen OECD-Skala berechnet.



 Ziele der KuB

Kontaktaufbau und –pflege an sozialen Brennpunkten
• Aufbau und Entwicklung eines vertrauenswürdigen und stabilen Kontaktes (häufig anonym) zur Szene
• Wahrnehmung des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung nach § 8 a SGB VIII
• Krisenintervention, ggf. Vermittlung in Einrichtungen zur Schutz- und Gefahrenabwehr gemäß § 42 SGB VIII in enger Kooperation mit dem Jugendnotdienst, den Eltern , den Jugendämtern und anderen Behörden
• Beseitigung der akuten Not- und Krisensituation
• Ausgabe von Verpflegung, Bekleidung, Vermittlung erster medizinischer Hilfen
• Legalisierung der aktuellen Lebenssituation
• Aufbau und Entwicklung eines verbindlichen und vertrauenswürdigen Beratungskontaktes (auch anonym), ggf. Unterkunftsvermittlung
• Elternberatung
• Vermittlung in weiterführende Hilfen
• Aufklärung und Information:
Drogengebrauch/-missbrauch,
sexuell übertragbaren und anderen ansteckenden Krankheiten,
Schwangerschaft und
Fragen zur Abwendung gesundheitlicher Schädigung bei drohender Verwahrlosung.

 Konzeptionelle Grundsätze der KuB

„Wo ein Erziehungsheim ist, da gibt es ein Zuchthaus und hinter dem Zuchthaus kommt das Leichenhaus und hinter dem Leichenhaus kommt der Friedhof."( Bruno S., Schauspieler, geb. 1931 – gest. 2010)

Fast alle Straßenjugendlichen haben die gesamte Bandbreite der Jugendhilfe hinter sich. Offensichtlich scheinen die erzieherischen Hilfen, vor allem die sogenannten stationären Hilfen einschließlich geschlossener Unterbringungen, bei den Jugendlichen wenig nachhaltig zu wirken. Diese Entwicklung versuchen wir mit unseren Grundsätzen entgegen zu steuern:

Komm- und Gehstruktur
Straßenjugendliche haben einen besonderen Hilfebedarf. Sie werden von vorhandenen Einrichtungen häufig nicht frühzeitig oder gar nicht mehr erreicht. Mit der aufsuchenden Sozialarbeit ist die KuB direkt vor Ort an Szenebrennpunkten präsent. Ziel ist es, neue Zugangswege zu den Hilfen der KuB und anderen Einrichtungen zu erschließen.

Anonymität und Vertraulichkeit
Straßenjugendliche sind häufig in halblegalen Lebenswelten untergetaucht. Sie versuchen sich Vermisstenanzeigen oder Strafanzeigen zu entziehen. Die damit einhergehende Verunsicherung und Ängste führen dazu, dass Beratungs- und Betreuungsangebote nicht in Anspruch genommen werden. Die KuB gewährleistet daher auch einen anonymen Zugang.

Freiwilligkeit
Straßenjugendliche wollen ihre prekäre Lebenssituation selbstbestimmt lösen. Die Hilfen der KuB sind daher auf eine alters- und entwicklungsgemäße Selbstverantwortung abgestimmt. Jugendliche zeigen, dass sie Hilfen freiwillig und in aktiver Mitgestaltung annehmen können.

Niedrigschwelliger und barrierefreier Zugang
Das bedeutet, Angebote für Straßenjugendliche so früh wie möglich vorzuhalten. Die Streetworker der KuB sind mit zwei Bussen unterwegs, der mit Notversorgungsartikeln, zu den Zeiten und Orten, an denen sich Straßenjugendliche im öffentlichen Raum treffen, ausgestattet ist. Vor Ort in der Szene werden erste Informationen für einen Ausstieg aus dem Straßenleben vermittelt. Mädchen, jungne Frauen und Müttern werden gezielte Hilfen angeboten.


Straßensozialarbeit mit den Kleinbussen der KuB

Jugendberatungsbus: Standort Alexanderplatz
Das Alkoholverbot auf dem Alexanderplatz hat teilweise zur Verdrängung der Jugendlichen an angrenzende Orte geführt. Besonders im Sommer treffen sie sich bevorzugt dort, um zu den KuB-Bus-Standzeiten zum Alexanderplatz zu pendeln. Wegen der Zersplitterung der Szene durch das Alkoholverbot auf dem Alexanderplatz ist der Aktionsradius der Sozialarbeiter/innen bei der Begehung erweitert auf Orte und Plätze um den Alexanderplatz herum. Neu eingetroffene Jugendliche, die sich aus ihren Herkunftsfamilien oder Einrichtungen entfernt haben und auf die Straße gegangen sind, werden von ihnen oft gleich mitgebracht. Das schafft Vertrauen und erleichtert den Sozialarbeitern den Zugang zu den Neuankömmlingen.

Szenenahe junge Mütter frequentieren den Bus, suchen Rat und Unterstützung bei den Sozialarbeiter/innen und auch den Austausch untereinander.

Roma-Kinder bitten um Obst und Brote, während ihre Mütter meist in gebührendem Abstand warten. Verbale Kommunikation ist wegen fehlender Deutsch- und Englischkenntnisse nicht möglich.

Wie in all den Jahren zuvor wird der Alexanderplatz zweimal wöchentlich angesteuert. Es gab 2843 Begegnungen, mehrheitlich am Bus, aber auch beim Ablaufen des Platzes in der klassischen Streetwork.

Standort Bahnhof Zoo
Die Besucherströme obdachloser Jugendlicher früherer Jahre am KuB-Bus haben deutlich nachgelassen. Dafür gibt es folgende Gründe:
- Drogenkonsumenten treffen ihre Dealer nicht mehr nur im Bahnhofsbereich, sondern verabreden sich über Mobiltelefon an unauffälligeren Orten, die nicht ständig polizeilich überwacht sind.
- Strichjungen kontaktieren ihre Freier zunehmend über Internet.
- Der Bahnhof Zoo hat als Fernbahnhof ausgedient und eignet sich schlechter zum Betteln.

Das hat zur Folge, dass Jugendliche, die die Standzeiten des Busses kennen, sich in akuten Notsituationen (Hunger und Obdachlosigkeit) am Bus einfinden. Das heißt, die Jugendlichen suchen die Sozialarbeiter auf und nicht umgekehrt wie in vergangenen Jahren.

Bei den Einsätzen zwei Mal pro Woche wurden insgesamt 1098 Kontakte gezählt. Gesamtkontaktzahl im Jahr 2010: 7388 Kontakte.


Mädchenbus
(Peter Brennan)

Im Jahr 2010 2010 war der Mädchenbus ganzjährig an fünf Tagen in der Woche auf den Straßen Berlins unterwegs. Nach Hinweisen aus der Szene, aus der Bevölkerung und von anderen sozialen Einrichtungen hatte der Mädchenbus auch andere Szenetreffs angefahren und die dortige Situation erkundet.
2010 wurden insgesamt 14 Szenetreffs innerhalb des Berliner S-Bahn Ringes immer wieder aufgesucht.

Dabei erwiesen sich die etablierten Standorte Alexanderplatz und Kurfürstenstraße als besonders zielführend für die Arbeit mit Mädchen auf der Straße. Grundsätzlich aber sind und bleiben die Standorte und die Standzeiten flexibel, abhängig von personellen Kapazitäten und von Veränderungen in der Szene.

Die Angebote am Mädchenbus sind:
- materielle Notversorgung,
- Kontaktaufnahme und -pflege,
- Beratung,
- Vermittlung,
- Begleitung zu Behörden und Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Drogenhilfe sowie
- medizinische Notversorgung und Rechtsberatung.

 Hervorzuheben ist, dass leider die Armut bei der Zielgruppe gegenüber dem Vorjahr noch größer geworden ist und die Nachfrage nach Notversorgung extrem zugenommen hat. So hat sich die Ausgabe von belegten Broten, Obst und Gemüse beinahe verdoppelt. Der Standort Marienkirche am Alexanderplatz ist nach wie vor der zentrale Ort in Berlin für unsere Zielgruppe.

 Die Anzahl der minderjährigen Mädchen , die am Alexanderplatz zu uns kamen: 

- Im Januar, Februar und März waren es monatlich durchschnittlich 24 Minderjährige (davon 5 Eltern mit mindestens einem Kind).
- Im April, Mai und Juni waren es monatlich durchschnittlich 31 Minderjährige.
- Im Juli, August und September waren es monatlich durchschnittlich 17 Minderjährige
- Im Oktober, November und Dezember waren es monatlich durchschnittlich 20 Minderjährige.
Im Laufe des Jahres hatten wir Kontakt zu fünf minderjährigen Eltern (Müttern) mit mindestens einem Kind.

Die Anzahl der jungen volljährigen Frauen (bis Ende des 20. Lebensjahres), die häufig zu den Standzeiten an den Mädchenbus kamen, blieb ganzjährig stabil bei durchschnittlich 12 pro Monat. Davon waren insgesamt drei Eltern (Mütter) mit mindestens einem Kind.

Der Standort Kurfürstenstraße in Berlin-Schöneberg
Wie auch im Vorjahr, so gehen hier deutsche und ausländische Frauen der Straßenprostitution nach. Bei den ausländischen Frauen handelt es sich hauptsächlich um Osteuropäerinnen. Auch ein paar junge transsexuelle Prostituierte aus dem asiatischen und lateinamerikanischen Kulturkreis kommen zum Mädchenbus. Viele der Frauen konsumieren Drogen (Heroin, Cannabis, Medikamente, Mischkonsum). Manche sind obdachlos, schlafen vorrübergehend in Notunterkünften, wohnen in betreuten Wohnformen oder finden (kurzzeitigen) Unterschlupf bei Freiern.

Zahlreiche Frauen gehen der Prostitution nach, um ihren Lebensunterhalt und Drogenkonsum zu finanzieren. Viele ausländische Frauen prostituieren sich, um ihre Familien in der Heimat finanziell zu unterstützen. Sie haben oftmals einen Zuhälter oder einen Aufpasser im Hintergrund.

Die jungen Frauen in der Altersgruppe der Achtzehn- bis Zwanzigjährigen waren ganzjährig regelmäßig und beständig in der Szene anwesend, aber bildeten die zahlenmäßig niedrigste Personengruppe. Durchschnittlich haben, wie auch im Jahr 2009, 19 junge Frauen dieser Altersgruppe mehrere Male im Monat uns aufgesucht. Sechs Frauen sind Mütter von mindestens je einem minderjährigen Kind.

Die Frauen im Alter ab 21 bis 27 Jahren waren die am häufigsten vertretene Gruppe mit durchschnittlich 24 Frauen pro Monat. Frauen, älter als 27 Jahre, stellen die zweitgrößte Personengruppe mit durchschnittlich 21 Frauen pro Monat.

50 Prozent der Frauen beider Altersgruppen haben mindestens ein minderjähriges Kind.

Das Team geht davon aus, dass mindestens 10 der Frauen mit ihren minderjährigen Kindern gemeinsam in einem Haushalt in Berlin leben. Es gibt aber viele Kinder, die nicht mit ihren Müttern zusammen leben. Die Kinder sind bei der Verwandtschaft , in Pflegefamilien oder in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht .
Gesprächsinhalte mit den Müttern bezogen sich auf allgemeine Erziehungsfragen, Bildung, Ernährung, finanzielle Hilfen vom Amt und von der Personensorge.

 Pädagogische Aufgaben und Ziele des "Sleep In"

Der pädagogische Ansatz des Sleep In möchte die in ihrer Lebenswelt nur schwer erreichbaren jungen Menschen nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Ihre Lebenssituation und ihre damit verbundene spezielle Lebensführung wird akzeptiert. Die vorbehaltlose Akzeptanz soll dazu beitragen, vorhandenes Misstrauen abzubauen.

Das Sleep In soll die jungen Menschen so versorgen, dass eine weitere Verelendung verhindert wird. Die jungen Menschen sollen Vertrauen zu den Mitarbeiter/innen bekommen, sich sicher und angenommen fühlen und langfristig zum Ausstieg aus dem Straßenleben motiviert werden.

Besondere Problemschwerpunkte
Im Vergleich zum Vorjahr war der Zulauf sowohl der Minderjährigen als auch der jungen Erwachsenen rückläufig. Jugendliche und junge Volljährige nutzten in etwa gleicher Anzahl das Sleep In. In diesem Jahr konnte ein Anstieg im Alkohol- bzw. Drogenkonsum unserer Klientel festgestellt werden. Entsprechende Maßnahmen unsererseits waren erforderlich, wie zum Beispiel eine erhöhte Aufsicht in den Nachtstunden. Seit Oktober 2007 bietet das Sleep In an Mittwoch- und Sonntagabenden bis 24:00 Uhr eine Notversorgung mit Essen für hungrige junge Menschen an. Dieses Notversorgungsangebot ist unabhängig von dem Schlafplatzangebot.


Statistik
Wie im Vorjahr wurde das Sleep In von mehr als doppelt so vielen männlichen wie weiblichen jungen Menschen genutzt. Durch den Mädchenbus wurden vermehrt minderjährige Mädchen und junge Frauen ins Sleep In vermittelt.

In den Monaten März, Juli und August wurde das Sleep In am häufigsten in Anspruch genommen. Erfahrungsgemäß sind dies die Monate, in denen Jugendliche häufiger ihr Umfeld wechseln und ‚auf Trebe gehen’. Dies führt zu einer Erhöhung der der Neuzugänge in diesen Monaten. Zusätzlich fand von September 2010 bis Januar 2011 das KuB- Theaterprojekt statt. Viele obdachlose Projektteilnehmer/innen haben in dieser Zeit die zusätzlichen Übernachtungen genutzt.

Zeiten mit geringerer Auslastung sind die Wintermonate. Viele der im Sommer obdachlosen Jugendlichen werden zuvor über die Beratungsstelle der KuB in stabile Bezüge (Familie, Jugend-WG, BEW) rück- bzw. weitervermittelt. Während der kalten Monate bevorzugen die jungen Menschen ein Dach über dem Kopf. Sie arrangieren sich dann mit den Verhältnissen.

Von der Gruppe der 13- und 14jährigen Kinder hat das Sleep In im Berichtszeitraum nur sehr geringen Zulauf gehabt. Sie wurden meist noch am gleichen Abend zum Kindernotdienst weitervermittelt. Die Nutzung durch 15- bis 17jährige Jugendliche blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant.

Beratungsstelle KuB
Der größte Teil der Jugendlichen/jungen Erwachsenen im Alter und 13 bis 20 Jahren, die zur Beratung kamen, wurde nach wie vor von anderen Jugendlichen aus der Szene mitgebracht. Sie hatten von den Streetworkern die Adresse bekommen oder wurden nach einem Aufenthalt im Sleep In in die Beratungsstelle vermittelt.

Die Anzahl der Beratungsfälle (446) ist nahezu mit den Beratungen im Vorjahr (450) identisch. 341 verschiedene Jugendliche nahmen eine Beratung in Anspruch. 105 von ihnen erschienen nach einer abgeschlossenen Beratung oder einem Abbruch zu einem späteren Zeitpunkt mit neuen Problemen zur Beratung wieder. Die meisten Jugendlichen und Herwachsenden hatten Kontakt zur Szene am Alexanderplatz und anderen Szenetreffpunkten. Darunter waren weniger Jugendliche aus der Punkszene und mehr Wegläufer aus Jugendhilfeeinrichtungen und Elternhäusern, die den größten Teil ihrer Zeit am Alexanderplatz verbrachten. Teilweise waren es sogenannte Dauerwegläufer aus Berlin und anderen Bundesländern, die die KuB mehrfach aufsuchten.

Eine erhebliche Zunahme war bei Jugendlichen und jungen Volljährigen zu verzeichnen, die von Aufenthalten (einem oder mehrere) in psychiatrischen Einrichtungen in ihrer Vorgeschichte berichteten. Waren es im Vorjahr noch 17 Prozent, so stieg die Anzahl in diesem Jahr auf 24 Prozent. Es ist zu vermuten, dass die Prozentzahl in Wirklichkeit noch höher ist, da bei einer Kurzberatung (ein bis drei Termine) nicht unbedingt von Psychiatrieerfahrungen berichtet wird, zumal, wenn diese schon mehrere Jahre zurück liegen.

 Noch höher ist die Zahl der Jugendlichen (29 Prozent), die psychische Probleme angaben oder nach Einschätzung des Beraters psychisch auffällig waren, wobei von diesen jungen Menschen immerhin 60 Prozent psychiatrische Vorerfahrungen hatten. Einige Klienten, die bereit zu einer therapeutischen Intervention, bereit waren, scheiterten häufig an den Vorbedingungen der therapeutischen Angebote, z.B. den langen Wartezeiten. Wünschenswert wäre ein niedrigschwelliges therapeutisches Angebot mit einem unkomplizierten, unbürokratischen Zugang.

Vermehrt kamen junge Volljährige in die KuB, die entweder schon einen gerichtlich bestellten Betreuer hatten oder bei denen eine gerichtliche Betreuung eingeleitet werden musste. Auch wurden verstärkt Anträge nach SGB XII §53 (Eingliederungshilfe für behinderte Menschen) gestellt und in der Regel auch bewilligt.

Aufgrund der komplexen Probleme des Klientel wurden in wachsendem Maße auch Begleitungen notwendig. Häufig versuchten die jungen Menschen, sich möglichst positiv beim Jobcenter darzustellen, hatten oft aber nicht verstanden, was sie dort unterschrieben bzw. waren nicht in der Lage, aufgrund ihrer Problematik ihren eingegangenen Verpflichtungen später auch nachzukommen. Aufgrund der Begleitung bekamen Jugendliche und Jungerwachsenen oftmals sofort einen Fallmanager zugeordnet.

Die Anzahl der jungen Mütter mit Kontakten zur Straßenszene und der Schwangeren (8,5 Prozent der Beratungsfälle) erforderten ein besonderes Augenmerk auf das Thema Kinderschutz. Minderjährigen werdenden Müttern wurde geraten, möglichst frühzeitig die Jugendhilfe in Anspruch zu nehmen.

 

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 14.10.2012 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |