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Afrika

Frauen und junge Mütter in Burkina Faso
(Katrin Rohde)

So wie in Deutschland noch vor 50 oder 100 Jahren werden unverheiratete (schwangere) Mädchen in Burkina Faso von den Mossi, einer Ethnie mit besonders strengen Traditionen, vor die Tür gesetzt. Keiner aus der Familie darf sich mehr um sie kümmern, sonst wird er selbst schief angesehen.

Oft bleibt der Vater des Kindes ungenannt, oder er will seine Vaterschaft nicht anerkennen. Und da steht nun dieses Mädchen, meist selbst noch ein Kind, und weiß nicht wohin. Geld für die Niederkunft, selbst eine Bleibe bis dahin und auch für später ist nicht in Sicht. Eigentlich kann sie sich nur noch als Straßenmädchen zu den vielen anderen gesellen, die nachts durch die Straßen ziehen oder in Kneipen arbeiten; dabei kommt sie vielleicht aus relativ guten Verhältnissen, ging zur Schule und wurde sorgfältig von ihrer Mutter erzogen. Aber auch diese darf sich nun – nach dem Gesetz der Familie – nicht mehr um sie kümmern.

Allein stehende Frauen und Witwen können ihre vielen Kinder nicht ausreichend ernähren. Die Mossi sind ein stolzes Volk, wer will schon Bettler sein? Das ist auch hier eine Schande.

Die Mütter wandten sich um Hilfe oft an uns, denn so konnte es nicht weitergehen – wir bei AMPO sahen immer nur die Kinder, aber den Kindern konnte es nur besser gehen, wenn die Mütter zumindest ein kleines Einkommen hatten.

Zu all dem droht vielen jungen Frauen Aids.

Die Religionen sind Teil des Brauchtums, und so ist es möglich, dass auch jetzt noch eine Frau nach dem Tode ihres Mannes des Mordes beschuldigt wird. Beweise im wissenschaftlichen Sinne können hier gar nicht erstellt werden. Die Dorfgemeinschaft oder die Familie zieht einen Zauberer zu Rate. Dieser kennt viele verschiedene Methoden, die Schuldige zu finden. Ihre Hütte wird verbrannt, die drei Steine, die sie als Kochstelle benutzt hat, werden entfernt. Sie hat kein Zuhause mehr.

Je nach Verlangen der Familie ihres Mannes muss sie ihre Kinder verlassen oder steht mit ihnen an der Hand vor dem Nichts. Diese Scham wird sie nie mehr verlassen, und auch ihre Kinder nicht, die dies alles mit ansehen müssen. Verbleiben sie in der Familie, sind sie naturgemäß die Schwächsten, die anderen Mütter werden sie durchweg schlecht behandeln. Gehen sie mit ihrer Mutter fort, werden sie hungern müssen. Ihnen bleibt oft nur die Straße als Lebensraum.

aus dem Buch "Mama Tenga - Mein afrikanisches Leben" von Katrin Rohde, erschienen 2002


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 18.05.2010 (M. Basfeld)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |