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Amerika

Carlos

Carlos sagt, in meinem Viertel halten sich die Autodefensas meistens raus. Die Leute, die hier das Sagen haben, sind die Chefs der Gangs. Diese Typen sind schon ihr ganzes Leben lang hier. Die lassen sich von niemandem auf der Nase herumtanzen. Carlos sagt, er sei immer in einer Gang gewesen. Wenn du in so einem Viertel aufwächst, dann gehörst du automatisch dazu. So einfach ist das, sagt Carlos.

Carlos sagt, er sei aus der Gang ausgestiegen. Er sagt: Mein Mädchen ist schwanger geworden. Ich habe eine kleine Tochter bekommen, und für die muss ich sorgen. Wir wohnen bei der Schwiegermutter. Carlos sagt: Ich hab dem Chef meiner Gang gesagt, dass ich draußen bin. Und ich hab dem Chef der Gang, mit der wir verfeindet sind, gesagt, dass ich draußen bin. In der Gang habe ich einfach zu wenig verdient. Hier verdiene ich mehr. Und warum soll ich mich für weniger Geld in erschießen lassen? Ich bin draußen, basta. So einfach ist das, sagt Carlos.

Carlos sagt, es schwer, heutzutage noch Geld in einer Gang zu verdienen. Die Milizen der Paramilitärs haben das Monopol des Drogenhandels an sich gerissen. Also haben die Gangs die Milizen umgebracht. Oder die Milizen haben die Arbeit der Regierung gemacht und die Gangs umgebracht. So einfach ist das, sagt Carlos. Carlos sagt, dass in den Vierteln, die die Paracos kontrollieren, keiner mehr Drogen anfasst. Wer beim Kiffen erwischt, wird er in einen dunklen Raum gesperrt und bekommt er eine "Therapie". Der Raum ist so dunkel, dass der arme Hurensohn nicht mal sieht, wo er die ganzen Schläge und Tritte abbekommt. So einfach ist das, sagt Carlos.

Carlos sagt, hier im Zentrum gibt es nicht weniger Konflikte. Das ist nicht so einfach, sagt er. Er hat keinen festen Verkaufstand. Er schiebt seinen Wagen zur Seite.

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.09.2012 (s. admin)Online Kompetenz  |  Sitemap  |    |