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Afrika

Flüchtlingskinder
(Text und Fotos: Maren Basfeld)

Inhaltsverzeichnis
Problemlage
Zahlen und Fakten
Flüchtlinge aus Zimbabwe
Übergriffe auf Flüchtlinge 
Links und Literatur


Seit Ende der Apartheid und Beginn des wirtschaftlichen Wachstums (1994) kämpft Südafrika mit immer größer werdenden Einwandererwellen aus ganz Afrika. Hierbei verändern sich nicht nur soziodemographische Strukturen, sondern auch Gesellschaft und Politik. In den letzten drei Jahren kam ein Großtteil der Flüchtlinge aus Zimbabwe sowie aus Nigeria, Burundi, Angola, Somalia, Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo. Mehr als 80% der Einwanderer lebten in ihrer Heimat in Städten. Oft handelt es sich um ausgebildete Menschen, die zu Hause keine Arbeit finden konnten. Kinder werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt, fern von Schule, Freunden und Kultur. Schätzungen gehen von bis zu 5 Millionen Flüchtlingen im Land aus.

Problemlage
In Südafrika gibt es keine Flüchtlingscamps. Die Flüchtlinge und ihre Kinder leben in Elendsvierteln oder auf den Straßen der Städte, wo sie täglich Gewalt, Überfälle, Erschießungen, Messerstechereien und Vergewaltigung erfahren. Sie leben in ständiger Angst, dass sie und ihre Familien angegriffen, ausgeraubt oder abgeschlachtet werden. Besonders die Kinder leiden unter dieser Situation. Ihre Schulbildung, die sie im Heimatland abbrechen mussten, können sie nicht weiterführen, oft sprechen sie nicht einmal die Sprache des Landes, in dem sie nun leben, völlig getrennt von anderen Kindern ihres Alters. Sie und ihre Familien leben in eigentlich unzumutbaren Behausungen, ohne staatliche Unterstützung, und leiden an Unterernährung und Krankheiten, die nicht medizinisch versorgt werden können. Abgetrennt von der ihnen gewohnten Kultur, fühlen sie sich verlassen und entwurzelt.

Immer wieder werden Hunderte von Einwanderern in Gefängnisse gesperrt und dann per Zug in ihre Länder zurücktransportiert. Familien werden auseinander gerissen, Kinder verlassen. Das Department of Home Affairs (Innenministerium in Südafrika) tut viel, um diese Situation zu verbessern, doch bis jetzt mit wenig Erfolg.

Zahlen und Fakten
Binnenflüchtlinge gibt es in Südafrika kaum. Doch aus den afrikanischen Ländern, insbesondere Zimbabwe, Mozambique und Malawi, kommen jährlich Tausende Flüchtlinge ins Land, um Asyl zu beantragen. Doch nicht immer schaffen sie es bis an die Tore der Asylantenheime. Viele leben illegal und schutzlos in den informal settlements oder im offenen Feld. Zu groß sind  Verzweiflung und Aussichtslosigkeit, in ihre Heimatländer zurück zu kehren, sodass sie jede noch so menschenunwürdige Lebenssituationen in Kauf nehmen.

In Südafrika leben Tausende Flüchtlingskinder. Sie kommen aus den Ländern Afrikas, die sich entweder im Kriegszustand befinden oder unter massiver Armut leiden. Diese Kinder kommen mit Eltern oder anderen Verwandten nach Südafrika in der Hoffnung auf ein besseres Leben. 2000 bis 2500 Flüchtlingskinder leben alleine in der Central Methodist Church in Johannesburg. Die meisten von ihnen kamen zu Fuß aus den entlegenen Elendsvierteln oder Grenzregionen, manche auf der Suche nach ihren Eltern, die sie im Heimatland zurückgelassen hatten oder sie vor ihnen nach Südafrika geflüchtet waren. Traumatisiert und unterernährt kommen sie in Heimen unter, in denen sie oft von den anderen Kindern aufs Neue diskriminiert werden.

Im Jahre 2007 wurden 46.000 Asylanträge in Südafrika gestellt, 17.000 Flüchtlinge kamen aus Simbabwe. Davon wurden knapp 6.000 entschieden. Bis 2010 schätzt man mit einer Vervierfachung der Anträge (bis zu 180.000). Südafrika erlaubt es Flüchtlingen mit Asylantenstatus, einer Arbeit nachzugehen, wenn sie sich selbst eine Beschäftigung suchen. Die Bearbeitung von Asylanträgen dauert in der Regel mehr als drei Jahre. Findet mein keine Arbeit, sucht man sich illegale Tätigkeiten wie Prostitution und Drogenhandel. Auch Kinder arbeiten auf diese Weise, um zumLebensunterhalt ihrer Familie beizutragen.

Flüchtlinge und Flüchtlingskinder haben keinen rechtlich klar definierten Status, der es ihnen erlaubt, ein menschenwürdiges Leben zu führen. 1998 verabschiedete Südafrika den Refugee Act 130. In diesem Zusammenhang entstand das Refugee Children’s Project (RCP), das sich um die Umsetzung der Kinderrechte auch für Flüchtlingskinder in Südafrika bemüht. Es arbeitet eng mit dem UNHCR (UN Agentur für Flüchtlingskinder) zusammen.  

Flüchtlinge aus Zimbabwe
In Musina, einer Kleinstadt in der nördlichen Provinz Limpopo, an der Grenze zu Zimbabwe gelegen, kommen monatlich mehrere Hundert Vertriebene aus Zimbabwe an. Musina liegt nur 12 Kilometer vom Grenzübergang Beit Bridge entfernt, durch den die meisten illegalen Einwanderer versuchen, nach Südafrika zu fliehen. Von Musina aus sind es 500 Kilometer bis Johannesburg oder Pretoria. Diesen Weg legen die Flüchtlinge meist zu Fuß und in ständiger Angst zurück, von der Polizei aufgegriffen zu werden, bevor sie Asyl beantragen können. Diejenigen, die durchkommen, leben in Johannesburg auf der Straße, und oft bleibt ihnen nur die Suppenküche in der Central Methodist Church. Diese kann ihnen jedoch kein Obdach bieten. Insgesamt sollen drei bis vier Millionen Zimbabwer illegal im Land leben. Mit Hilfe von Menschenschmugglern erreichen monatlich bis zu 49.000 illegale Einwanderer das Land. Von Johannesburg werden täglich 300 Zimbabwer zurückgeschickt und jährlich 1800 als Flüchtlinge inhaftiert.

Zimbabwe ist von der Flüchtlingsproblematik besonders stark betroffen. Die Drohungen, Vertreibungen und der Terror durch Mugabes Militärtrupps Zanu PF sowie die brachliegenden Felder veranlassen Tausende, das Land fluchtartig zu verlassen. Die Grenzregionen werden von den Gumaguma-Gangs terrorisiert. Sie jagen die Vertriebenen, nehmen ihnen ihre letzten Habseligkeiten und schikanieren sie. Meistens kommen die Menschen schon traumatisiert, erschöpft und ausgeraubt an der Grenze an, bevor sie, mit oder ohne Menschenschmuggler, den Grenzzaun durchbrechen. Dort erwartet sie noch lange keine Erlösung ihrer Qualen. Wie 2008 aller Welt deutlich wurde, werden sie von Mitgliedern der südafrikanischen Bevölkerung nicht akzeptiert, sondern diskriminiert und verfolgt.

In der Central Methodist Church in Johannesburg leben derzeit 2500 Flüchtlinge auf engstem Raum und sehr schlechten Bedingungen. Der Bischof nimmt jeden, der um Hilfe bittet, auf. Doch für Schlafstätten, medizinische Versorgung, Verpflegung und vor allem Schutz vor Diebstahl, Gewalt und Vergewaltigung ist nicht genügend gesorgt. Die Kinder, die zwar in die in der Nähe gelegene Albert Street School geschickt werden, leiden im besonderen Maße. Hunderfünfzig von ihnen leben ohne Eltern in der Kirche und müssen Arbeit für Erwachsene verrichten, werden geschlagen, bestohlen und oft vergewaltigt. Durch die Enge des Lebensraums und die Not machen sich die Flüchtlinge das Leben untereinander zur Hölle. Professionelle Prostitution, Krimnalität und Menschenhandel sind nicht offiziell bestätigt, jedoch berichten immer wieder Menschen davon, nicht zu letzt Kinder, die der Kirche entfliehen und auf die Straßen von Johannesburg ausweichen, um dort als Straßenkinder dem selben Elend ausgeliefert zu sein.

Übergriffe auf Flüchtlinge
Im Mai 2008 spitzte sich die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Asyl- und Arbeitssuchenden zu. Gangs und andere Gruppierungen der Ärmsten der Armen taten sich zusammen und gingen mit Gewalt gegen Menschen aus Zimbabwe, Malawi und Mozambique vor. Sie warfen ihnen vor, ihnen die wenigen vorhandenen Arbeits- und Wohnplätze wegzunehmen und die Armut der Südafrikaner noch zu vergrößern. Zudem machten sie die Immigranten für die steigende Kriminalität (Einbrüche, Überfälle, Vergewaltigung, Drogenhandel) im Land verantwortlich. In Alexandra, dem größten Township nördlich Johannesburgs, aber auch in Johannesburgs Innenstadt, Kapstadt, und in Grenzstädten wie Musina überfielen diese gewalttätigen Trupps Tausende von Menschen, erstachen, steinigten und verbrannten 60 von ihnen. 15.00 Vertriebene suchten Zuflucht in Kirchen, Polizeistationen und Rathaushallen oder flohen in ihr Land zurück, wobei sie neue Gewalt und Vertreibungen in Kauf nahmen. Diese Aufstände waren die größten fremdenfeindlichen Ausschreitungen in der Geschichte Südafrikas nach Ende des Apartheidregimes. Diejenigen, die im Land geblieben sind, bevorzugen oft ein Leben im offenen Feld, um nicht in den informal settlements und Townships Gefahr zu laufen, dass ihre Hütten abgebrannt und sie selbst getötet werden.

Links und Literatur

Organisationen für Flüchtlingskinder:

 

http://www.fmreview.org/FMRpdfs/FMR19/FMR1920.pdf

http://www.mg.co.za/article/2008-02-05-doctors-slam-police-raid-on-zim-refugees

http://www.idowa.de/aktuell/download/index/dow/105.html

 
Rechte und Hilfe für Flüchtlingskinder:

http://www.ngopulse.org/press-release/rcp-handbook-boosts-prospects-rights-refugee-children-and-unaccompanied-minors-sa

http://www.ecorazzi.com/2009/06/02/not-on-our-watch-donates-cash-for-programs-supporting-zimbabwean-refugee-children/

 
Flüchtlingspolitik in Südafrika:

Handmaker, Jeff/ de la Hount, Lee Anne/Klaaren, Jonathan (Hgg.): Advancing Refugee Protection in South Africa. Kapstadt 2007.

(http://books.google.de/books?id=CuuhEnqo-P0C&pg=PA187&lpg=PA187&dq=refugee+children+in+south+africa&source=bl&ots=
AheIl9R75Z&sig=nRE0ItjWfLjWSYRTysVfeIg9Y0o&hl=de&ei=RRAuSt3fMIvt_
Ab9l5i7Cg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5
)

http://www.reliefweb.int/rw/rwb.nsf/db900sid/EGUA-7CFR98?OpenDocument

http://www.unhcr.org/news/NEWS/47c41c164.html

 
Beschreibungen:

http://www.mg.co.za/article/2009-03-07-zim-refugees-wait-for-asylum-on-joburg-streets

http://images.google.de/imgres?imgurl=http://cache.boston.com/universal/site_graphics/blogs/bigpicture/safrica_06_27/
safrica2.jpg&imgrefurl=http://www.boston.com/bigpicture/2008/06/xenophobia_in_south_africa.html&usg=__
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http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/7404351.stm

http://www.irinnews.org/Report.aspx?ReportId=76534

 
Film:

http://www.youtube.com/watch?v=55vyuRw4igU

 

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