Migrantenkinder Längst ist bekannt, dass überproportional viele Migrantenkinder in der Schule Misserfolge haben und scheitern. Die massivsten Integrationsmängel haben Kinder von Familien aus Jugoslawien, Afrika und der Türkei. Das deutsche Schulsystem versagt offensichtlich bei der Förderung von Migrantenkindern. Im Vergleich zu anderen Staaten (wie etwa Kanada, Neuseeland und Australien, wo eine erfolgreiche Integrationspolitik betrieben wird) sind in deutschen Schulen die Leistungsunterschiede zwischen Schülern mit Migrationshintergrund und einheimischen Kindern am stärksten ausgeprägt. 25 Prozent der Schüler aus der ersten Generation von Migranten, die nicht in Deutschland geboren sind, erreichen in Mathematik nicht einmal das Basisniveau, und unter den Jugendlichen der zweiten Generation liegt der Anteil sogar bei über 40 Prozent. (Das Basisniveau an Mathematikkompetenz ist - nach den Pisa-Studien - erforderlich, um auf dem Arbeitsmarkt eine realistische Chance für eine Berufsausbildung zu haben.) Der Leistungsrückstand bei Kindern der zweiten Migrantengeneration beträgt etwa zwei Schuljahre.
Schuld an der Misere sind zum einen oft mangelnde Sprachkenntnisse, vor allem aber die Erwartungshaltung, mit der viele Lehrer Migrantenkindern begegnen. Entsprechend zeigen diese häufig eine negative Einstellung gegenüber der Schule. Die Lerndefizite von Kindern aus sozial benachteiligten Familien und ihre schlechteren Bildungschancen hängen offensichtlich mit der frühen Selektion des deutschen Schulwesens zusammen. Wenn Jugendliche mit Migrationshintergrund in Hauptschulen gesammelt werden, verstärken sich die ungünstigen Entwicklungsbedingungen. Besserung verspricht ein integratives Schulsystem, in dem die Trennung von Hauptschule, Realschule und Gymnasium auf der einen sowie deutschen und Migrantenkindern auf der anderen Seite aufgehoben wird. Ein Schlüsselaspekt der Integration ist eine gezielte Förderung von Migrantenkindern im Bildungssystem. Lage auf dem Arbeitsmarkt
20 Prozent der Kinder aus Einwandererfamilien verlassen die Schule ohne Abschluss. Von den in Deutschland lebenden 2,8 Millionen Türkischstämmigen ist knapp die Hälfte hier geboren. Diese zweite Generation schafft es kaum, die Bildungsdefizite ihrer Eltern aus der Gastarbeiterzeit auszugleichen. Unter den in Deutschland geborenen Türkischstämmigen zwischen 15 und 64 Jahren sind 10 Prozent (siebenmal mehr als unter den Einheimischen) ohne jeglichen Bildungsabschluss. Die negativen Folgen für die Integration in den Arbeitsmarkt liegen auf der Hand. Migranten sind mehr als doppelt so häufig erwerbslos wie Einheimische und sind entsprechend häufiger auf öffentliche Leistungen angewiesen. Die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt wird für Jugendliche aus Migrantenfamilien immer schlechter. Auf dem Weg ins Beschäftigungssystem müssen sie zwei Schwellen überwinden: den Übergang von der Schule zur Ausbildung und von der Ausbildung in die Erwerbsarbeit. Die größten Schwierigkeiten haben neben den Türken und Jugoslawen junge Griechen, Italiener, Spanier und Marokkaner. Um überhaupt einen Arbeitsplatz angeboten zu bekommen, müssen ausländische Jugendliche oft deutlich bessere schulische Leistungen vorweisen. Besonders niedrig ist der prozentuale Anteil der erwerbstätigen jungen Frauen mit Migrationshintergrund. Dies zeigt, dass das Problem der Integration in den Arbeitsmarkt auch ein Problem kultureller Integration darstellt. Literatur Georg Auernheimer: Schieflagen im Bildungssystem. Die Benachteiligung der Migrantenkinder, 2006 Filibach: Kinder mit Migrationshintergrund. Spracherwerb und Fördermöglichkeiten, 2006 Sophie Koch: Zweisprachigkeit von Migrantenkindern, 2007 Daniela C. Colpe: Der Sprecherwerb von Migrantenkindern, 2008 Michael Brater, Albert Schmelzer u.a.: Interkulturelle Waldorfschule: Evaluation zur schulischen Integration von Migrantenkindern, 2008 Stefan Seitz: Migrantenkinder und positive Schulleistungen, 2006 Link
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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 20.09.2012 (s. admin) |